Auswertung Elternbefragung im NOL 2007

Auswertung der Elternbefragung zu strukturellen Aspekten der Kindertagesbetreuung im Niederschlesischen Oberlausitzkreis - Erhebungszeitraum: Juni bis September 2007

Die Kindertagesbetreuung steht gegenwärtig unter erheblichem öffentlichem Erwartungsdruck. Zum einen erfordern die modernisierten Strukturen der Erwerbsarbeit Bildungs- und Betreuungsangebote, die die Vereinbarkeit von Beruf und Familie unterstützen und eine entsprechend hohe Flexibilität gewährleisten. Zum anderen soll allen Kindern eine frühe Förderung zugänglich werden, die gelingende Bildungsverläufe ermöglicht und Benachteiligungen ausgleicht.

In den letzten Jahren haben neu entstandenen flexiblen Formen der zeitlichen Organisation von Arbeits- und Beschäftigungsverhältnissen zu einer Intensivierung des betrieblichen Zugriffs auf die gesamte Person der Erwerbstätigen und teilweise zu einer erdrückenden Dominanz der Arbeitszeit über die Familienzeit geführt. Für die betroffenen Eltern ergeben sich daraus gesteigerte Anforderungen an die Organisation des familialen Alltags und die Bewältigung der damit zusammenhängenden Aushandlungs- und Koordinationsprobleme. Darüber hinaus wird an diesen Entwicklungen deutlich, dass sich die Bedarfsgerechtigkeit des Betreuungsangebotes überwiegend an den ökonomischen Interessen von Unternehmen und den erwerbsbezogenen Interessen von Eltern ausrichten. Solche – durchaus berechtigten – Ansprüche und Erwartungen müssen aber mit den Interessen und Bedürfnissen der Kinder an Lebensqualität und optimale Entwicklungsbedingungen abgeglichen werden (vgl. Esch/Mezger/Stöbe-Blossey 2005).

Auf der anderen Seite besitzt eine familien- und kinderfreundliche Infrastruktur das Potential, regionale Entwicklungen zu verbessern. Eine aktive kommunale Kinder- und Familienpolitik kann eine der Voraussetzungen für die Verstetigung von Lebensperspektiven von Familien sowie für die persönliche und berufliche Entfaltung von qualifizierten Arbeitskräften sein.

Vor diesem Hintergrund besteht ein großer Bedarf an differenzierten und systematischen Daten über die Betreuung von Kindern in den ersten Lebensjahren, vor allem im Hinblick auf die Eltern und ihre Sicht der Betreuungssituation: Vor welchen Herausforderungen stehen Familien angesichts zunehmend flexibler und prekärer Arbeitsaktivitäten, um Kinderbetreu-ung gut organisieren und kontinuierlich absichern zu können? Welche Lösungsansätze entwickeln sie, auf welche Unterstützungsangebote können sie dabei verlässlich zugreifen? Wie müssen Kinderbetreuungsangebote aus Sicht der Eltern quantitativ und qualitativ ausgestaltet und weiterentwickelt werden, damit sie die gewünschte Förderung von Kindern und eine Entlastung der Familien gleichermaßen bewirken?
Im Vordergrund der vorliegenden Befragung stand das zeitliche und organisatorische Zusammenspiel privater und öffentlicher Akteure im Kontext des Aufwachsens von Kindern in den ersten Lebensjahren. Damit wurde der Schwerpunkt auf die strukturellen Merkmale der Kinderbetreuung gelegt, die den Rahmen auch für die pädagogisch-inhaltliche Ausgestaltung der Angebote bildet. 

Die Elternbefragung zur Kinderbetreuungssituation im Niederschlesischen Oberlausitzkreis (NOL) fand von Juni bis September 2007 statt.
Aufgrund praktischer Erwägungen wurden die Fragebögen (ca. 4300) über die Kindertageseinrichtungen ausgegeben und erreichten damit alle Eltern, die mindestens 1 Kind in einer Einrichtung betreuen lassen. Damit konnten sich diejenigen Eltern, deren Kind(er) in der Kindertagespflege oder ausschließlich zu Hause betreut wird/werden, nicht mit einbringen.

Der Rücklauf der Fragebögen wurde ebenfalls über die Kitas organisiert. Um die Anonymität trotzdem zu wahren, konnten die Eltern den ausgefüllten Bogen in einem beigelegten Umschlag abgeben. Voraussetzung für den Erfolg dieses Verfahrens war, dass die Eltern Vertrauen in die Kita haben und die Einrichtungen die Umfrage unterstützen. Der hohe Rücklauf lässt dabei auf einen insgesamt gelungenen Prozess schließen.

Bei der Abwägung der Methodenwahl wurde deutlich, dass eine schriftliche Befragung nicht alle Eltern gleichermaßen erreicht und es ihnen ermöglicht, sich zu beteiligen. Sprach-, Lese- und Schreibschwierigkeiten schließen einen teil der Eltern möglicherweise aus. Trotzdem wurde diese Methode ausgewählt, da die Befragung einen Datensatz liefern sollte, der die Diskussionen in den jeweiligen Gemeinden und Kindertageseinrichtungen fundieren und damit auch qualifizieren soll. Die vorliegende Auswertung bietet also Grunddaten als Basis für konkrete Fragestellungen, an deren Beantwortung dann über andere Zugänge (Elternversammlungen, direkte Gespräche etc.) alle Eltern teilhaben können.

Download der gesamten Auswertung der Elternbefragung als pdf; 400 KB