Energie-Contracting im Fokus (2)
Heute: Der Contractingnehmer
In der letzten Ausgabe des Landkreisjournals berichtete Uwe Kluge, Mitarbeiter der Sächsischen Energieagentur, über die grundsätzlichen Möglichkeiten eines Energie-Contractings. Im zweiten Teil unserer kleinen Serie möchten wir Ihnen Stephan Kothe vorstellen. Herr Kothe ist Regionalleiter der "Dienste für Menschen Sachsen gGmbH". In dieser Funktion ist er für den Pflegestift in Seifhennersdorf verantwortlich. Vor vier Jahren entschied man sich dort, das Gebäude energetisch zu ertüchtigen. Nach reichlicher Überlegung fiel die Entscheidung, dies mit Hilfe eines Energie-Contractings zu realisieren. Herr Kothe berichtet exklusiv für das Landkreisjournal über seine Erfahrungen mit diesem Modell des effizienten Energiesparens.
Herr Kothe, wie gestaltete sich Ihre energetische Ausgangslage vor der Sanierung?
Die Öl-Heizkesselanlage wartete mit schlechten Abgaswerten und hohem Ölverbrauch sowie einem hohen Reparaturaufwand auf. Zudem war sie laut Energiegutachten überdimensioniert.
Es musste also etwas passieren?
Ja, da wir uns im Leitbild und dem zertifizierten Nachhaltigkeitsmanagementsystem EMASplus freiwillig zum sparsamen Energieeinsatz/ Emissionsverminderung verpflichten. Da unser Eigenkapital für Investitionen aber begrenzt ist, haben wir mehrere Möglichkeiten eines effizienteren Energiemanagements geprüft - unter anderem auch die eines Energie-Contracting.
Sie entschieden sich für ein Contracting, warum?
Mit der Entscheidung für ein Energie-Contracting konnten wir erhebliche finanzielle Mittel für andere notwendige Investitionen freileiten. Wir können sie dort einsetzen, wo unsere Kernkompetenzen liegen - nämlich Dienst und Verantwortung für die uns anvertrauten Menschen. So konnte zum Beispiel die Brandmeldeanlage im Wert von ca. 50. 000 € ausgetauscht werden.
Wie verlief der Planungsprozess?
Am Anfang stand die Erstellung eines energetischen Konzepts für die Einrichtung, das heißt, dass wir neben den energetischen Kennzahlen auch den Investitionsbedarf ermittelten. Im Anschluss beauftragten wir ein Ingenieurbüro mit der Ausschreibung und Auswertung der Angebote - wobei drei Anbieter in die engere Wahl kamen. An dieser Stelle muss hervorgehoben werden, dass das Verhalten aller Contracting-Anbieter sehr transparent war. So wurde unter anderem die Leistungsbeschreibung der neuen Anlage offengelegt, so dass unsere Spezialisten die Angebote fachlich prüfen konnten.
Worauf sollte man vor der Umsetzung eines Energie-Contractings achten?
Ein Energie-Contracting macht eine exakte Vertragsgestaltung notwendig. Ich möchte hier einige Dinge erwähnen, die bei uns eine Rolle gespielt haben, zum Beispiel die Höhe der maximal bereitzustellenden Wärmeleistung, den Grundpreis, die Laufzeit, den Zugang zur Anlage, die Zahlungsmodalitäten, den Verbleib der Anlage bei Ende der Laufzeit, eventuelle Dienstbarkeiten im Grundbuch, usw. Beim Contracting gebe ich eben nicht die komplette Verantwortung ab, sondern Kontrolltätigkeiten und Überwachung sind durch den Nutzer trotzdem notwendig. Schauen Sie, Energie-Contracting war in unserem Fall die beste Lösung, das heißt aber nicht, dass Contracting auch für andere die beste Lösung sein muss. Jeder sollte genau prüfen, welche individuelle Lösung in Frage kommt.
Warum würden Sie jemanden zu einem Energie- Contracting raten?
Sagen wir es mal so: Wir haben einen Energieeinspareffekt von 10 bis 15 Prozent erzielt. Zudem haben wir jetzt eine moderne Heizungsanlage ohne Investitionsaufwendungen und keine Wartungs- und Reparaturaufwendungen. Wir haben relative Kostensicherheit durch geringeren Energieverbrauch und unsere Emissionen nachhaltig gesenkt. Ich denke, die Fakten sprechen für sich.
Vielen Dank für das Gespräch.
Die Fragen stellte Christoph Biele (info@energie-agentur-neisse.de)
Das Interview entstand im Rahmen der Veranstaltung: "Contracting im Fokus - Mit Energie sparen". Weitere Informationen zum Thema finden Sie auf den Seiten der Sächsischen Energieagentur: www.saena.de. Alle Vorträge der Veranstaltung finden Sie auf: www.energie-agentur-neisse.de.
Die "Dienste für den Menschen gGmbH" (DfM) beschäftigt am Standort Seifhennersdorf 55 Mitarbeiter, die 84 Pflegeplätze versorgen ( www.dienste-fuer-menschen.de).