Ukrainische Delegation zu Gast im Landkreis Görlitz
Vom 4. bis zum 6. Dezember 2023 fand ein Erfahrungsaustausch zum Strukturwandel von Kohleregionen mit einer ukrainischen Delegation aus Vertretern der Oblastverwaltungen Lemberg und Donezk sowie Direktoren und Direktorinnen von berufsbildenden Schulen statt. Organisiert wurde die Studienreise von der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit mit Unterstützung des Landkreises Görlitz.
Am Montag ging es zunächst nach Weißwasser, wo der Stadtplaner, die durch Bürgerbeteiligung entstandenen innovativen Stadtentwicklungsprojekte vorstellte, welche mit Mitteln aus der Strukturstärkungsförderung umgesetzt werden. Dazu zählen unter anderem die Entwicklung des Bahnhofsgeländes als Bürgerbahnhof mit Bibliothek, die Wiederbelebung der Ausbildung für die Glasindustrie als identitätsstiftender Faktor sowie die Entwicklung neuer kreativer Stadtquartiere. Anschließend stellte der Leiter für die berufliche Weiterbildung der LEAG AG die Veränderung von Ausbildungsprofilen und die Entwicklung und Einführung in Zusammenarbeit mit der Industrie- und Handelskammer von Weiterbildungsmodulen in Verbindung mit den neuen Anforderungen der erneuerbaren Energien und insbesondere der Wasserstoffwirtschaft vor. Daran knüpfte sich ein reger Erfahrungsaustausch, denn auch für die Ukraine ist die Wasserstoffwirtschaft und der Export von grünem Wasserstoff ein zentrales Thema. In diesem Zusammenhang wurde auch ein Angebot der LEAG für Module auf Ukrainisch besprochen. Auf besonderes Interesse stieß die Transformation der LEAG AG, inklusive Informationen über das Wasserstoffreferenzkraftwerk in Schwarze Pumpe.
Der zweite Tag stand im Zeichen des Austausches im Bereich der dualen Berufsausbildung im Berufsschulzentrum in Görlitz, wo die Delegation von der Leiterin Beate Liebig, ihren Mitarbeitern und einigen Berufsschülern sehr herzlich empfangen wurde. Es entwickelte sich ein reger Austausch, auch in Detailfragen zu Ausbildungsprofilen, Organisationsfragen, Berufsbildern und Bewertungssystemen. Gleichzeitig fand eine Führung durch die einzelnen Ausbildungsbereiche statt. Dabei wurden sehr viele Gemeinsamkeiten festgestellt und der Wunsch bekräftigt, langfristig partnerschaftliche Beziehungen auf Augenhöhe aufzubauen. Anschließend wurde mit dem Berzdorfer See demonstriert, wie Tagebaufolgelandschaften mit touristischem Potential entstehen können. Insbesondere für die Kohleregion um Tscherwonohrad im Lemberger Gebiet, welche den Ausstieg aus der Kohleförderung gestaltet, war dies ein sehr interessantes Beispiel. Diese Region war vor der Kohleförderung ein Gebiet, das durch Heilquellen und ihre Natur- und Architekturdenkmäler überregional bekannt war.
Der letzte Tag diente einem intensiven Erfahrungsaustausch und zugleich einer Vernetzung unter Beteiligung der Entwicklungsgesellschaft Niederschlesische Oberlausitz mbH (ENO), vertreten durch den Geschäftsführer Sven Mimus und der Leiterin der Servicestelle Bildung Saskia Heublein, der Kreishandwerkerschaft, der Abteilung für Strukturentwicklung, Wirtschaftsförderung und Internationale Beziehungen (SWIB) im Landkreis Görlitz, dem Dezernatsleiter Thomas Rublack und Vertretern aus dem Sachgebiet Integration im Landkreis Görlitz. Im Gespräch mit dem Landrat Dr. Stephan Meyer, wurde einmal mehr die große Solidarität mit der Ukraine deutlich. Dabei wurden drei konkrete Felder der Zusammenarbeit besprochen – ein Austausch der Verwaltungen über ein Mentoring- und Austauschprogramm, Organisation von Schüleraustauschen und Partnerschaften unter Beteiligung von Schulen in Trägerschaft des Landkreises sowie eine Zusammenarbeit von wissenschaftlichen Institutionen. Am Beispiel im Bereich der Astrophysik im Zuge der Etablierung des Deutschen Zentrums für Astrophysik in Görlitz wurden auch hier Gemeinsamkeiten und Potentiale für eine Kooperation festgestellt.
Den Abschluss des Besuchs bildete die Darstellung der Integration von Geflüchteten aus der Ukraine und einer Bürgerinitiative, die ehrenamtlich von 19 ukrainischen Psychologinnen, Logopädinnen und Betreuerinnen gestaltet wird, um geflüchteten Kindern und Erwachsenen psychologisch durch therapeutische Konsultationsangebote in ihrer Muttersprache helfen zu können und gleichzeitig Raum für Austausch, Zusammenkommen und kulturelle Angebote bildet. Dafür wurde ein Haus in der Konsulstraße in Eigeninitiative und Eigenarbeit von Geflüchteten aus der Ukraine renoviert. Für diese Initiative bedarf es eines langfristigen Konzeptes zusammen mit dem Trägerverein Familien in Görlitz e. V., um dieses einzigartige pilotartige Projekt dauerhaft zu erhalten. Die ukrainischen Gäste waren aufgrund dieser von Joachim Trauboth ins Leben gerufenen und geleiteten Initiative Görlitzer Bürger und Geflüchteter sehr beeindruckt. Die ukrainische Delegation setzte den Austausch im Lausitzer Revier anschließend in Brandenburg fort.
Fotos Besuch im Beruflichen Schulzentrum Görlitz
© Landratsamt Görlitz