Landrat Dr. Stephan Meyer zum Gutachten über die Aktivierung stillgelegter Bahnstrecken im Freistaat Sachsen

Im August 2021 hatten sich Verkehrsminister Martin Dulig und die verkehrspolitischen Sprecher der Koalitionsfraktionen darauf verständigt, mehrere Schienenstrecken aus einer Erstbewertung von 22 potenziell zu aktivierenden sächsischen Eisenbahnstrecken intensiv und detailliert auf eine Aktivierungsmöglichkeit hin zu untersuchen. Im Landkreis Görlitz betraf das Vorhaben die Eisenbahnstrecken Ebersbach – Löbau und Niedercunnersdorf – Oberoderwitz (Herrnhuter Bahn).

Die vom sächsischen Verkehrsministerium zusätzlich für diese Strecken beauftragten Potentialanalysen inklusive der groben Kostenberechnungen für die Infrastruktur und einer Abschätzung der im Betrieb entstehenden Betriebskosten sind abgeschlossen und ausgewertet. Für die Strecken Löbau – Ebersbach und Niedercunnersdorf – Oberoderwitz (Herrnhuter Bahn) wurde auch in Kombination beider Streckenabschnitte, keine ausreichenden Fahrgastpotenziale im Verhältnis zu den notwenigen Investitionskosten festgestellt. Das Gutachten weist darüber hinaus einen überaus hohen Zuschussbedarf für den späteren Betrieb auf.

Landrat Dr. Stephan Meyer: „Die Entscheidung des sächsischen Verkehrsministeriums zur Streckenreaktivierung nehme ich zur Kenntnis und sehe weiteren Beratungsbedarf, um auch in der Oberlausitz die Schienenverbindungen auszubauen und die Mobilität für die Menschen zu verbessern.

Es zeigt sich einmal mehr, dass von Bundesseite mehr Priorität auf die Bestellung von Schienenstrecken gelegt werden sollte. Anstelle mit Produkten wie dem Deutschlandticket günstige Mobilität vor allem für urbane Zentren zu ermöglichen, muss zunächst das Angebot von Bahnverkehr im ländlichen Raum verbessert werden. Wir brauchen dringend eine bessere Anbindung des Südkreises auf der Schiene nach Bautzen. Deshalb ist die Strecke Löbau – Ebersbach für uns durchaus weiter zu verfolgen und hat sich erst kürzlich im Umleitungsverkehr als tauglich erwiesen. Hier werden wir mit dem Verkehrsministerium und dem Verkehrsverbund über Lösungen für eine wirtschaftlich vertretbare Aktivierung verhandeln.

Der Landkreis Görlitz hat ein grundsätzliches Interesse an der Erhaltung der ungeteilten Infrastrukturtrasse auf der Strecke 6214 Oberoderwitz – Niedercunnersdorf. Derzeit erfolgen im Kreistag grundsätzliche Diskussionen zur Entwicklung dieser Strecke, denen nicht vorgegriffen werden sollte. Demnach ist auch eine primär touristische Nutzung der Schieneninfrastruktur sowie die Nutzung im Zuge angewandter Forschung durch die Hochschule Zittau/Görlitz und die Fraunhofer-Gesellschaft denkbar. Ein Gleisrückbau sollte vor diesem Hintergrund gegenwärtig nicht erfolgen.“