Ärztliche Versorgung im ländlichen Raum

Die Sächsische Sozialministerin Petra Köpping besuchte am gestrigen Nachmittag, 9. Juni 2022, gemeinsam mit Landrat Bernd Lange und der 2. Beigeordneten und Sozialdezernentin des Landkreises Görlitz, Martina Weber, das Kreiskrankenhaus Weißwasser. Die Ministerin betonte in einem Spitzengespräch mit den Vertretern der gesetzlichen Krankenkassen und deren Verbände, dem Vorsitzenden der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen, Dr. Klaus Heckemann, sowie der Vertreter des Stadtrates Weißwasser, dass das Krankenhaus ein bedarfsnotwendiger Standort ist und bleibt. Der Landkreis Görlitz steht im besonderen Fokus als Modellregion der medizinischen Versorgung. Modellregionen sind von substanzielle Bedeutung, da die Gesundheitswirtschaft veränderte Regelungen der Finanzierung und Bedarfsplanung benötigt, um der Bevölkerung weiterhin eine wohnortnahe Versorgung zu sichern.

Als Zwischenfazit berichtete der Landkreis Görlitz über die bisher erreichten Arbeitsergebnisse. So konnte eine diabetologische Spezialambulanz im Zuge des Modellprojektes am Krankenhausstandort Weißwasser bereits vor einem Jahr eröffnet werden und somit die Hausarztpraxen in diesem Fachgebiet deutlich entlasten. Durch die Gründung des Ausbildungsverbundes zwischen allen Klinikstandorten und Einrichtungen der Altenhilfe hat insbesondere der Pflegeberuf Zukunft im Landkreis Görlitz. Ein Novum im Freistaat Sachsen ist zudem die Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung zur hochschulischen Pflegeausbildung mit 69 Einrichtungen der Altenhilfe und allen Klinikstandorten mit der Hochschule Zittau/Görlitz vor 14 Tagen. Auch das Thema der Digitalisierung wird als Modellprojekt mit der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen, dem Ärztenetzwerk Ostsachsen sowie dem Landkreis Görlitz entwickelt. Haus- und Fachärzte sollen künftig durch einen telekonsiliarischen Vorgang unkompliziert und zeitnah in Einrichtungen der Altenhilfe medizinische Beratungen durchführen können. Somit muss ein/e Heimbewohner/in nicht in jedem Fall unter großer Anstrengung in eine Arztpraxis gebracht werden. Ein weiteres Novum im Freistaat Sachsen ist die Gründung eines ärztlichen Weiterbildungsverbundes zwischen Ärzten in Niederlassung und den Klinikstandorten. Dieser arbeitet erfolgreich in der Begleitung junger Fachärzte in der Region Ostsachsen. Der Schlüssel der Fachkräftegewinnung für Ärzte und Pflegeberufe liegt in der Schaffung neuer Arbeitswelten in einem bestehenden, attraktiven und ländlichen Lebensumfeld.

Landrat Bernd Lange sprach über den Spannungsbogen der Notwendigkeit von Krankenhäusern im ländlichen Raum, die eine Grundversorgung auch in Zukunft sichern werden. Er machte deutlich, dass die Finanzierung bei sinkenden Fallzahlen seitens des Bundes und des Landes angepasst werden muss. Modellprojekte im Landkreis Görlitz ermöglichen einen notwendigen Transformationsprozess zu neuen Formen der Versorgung von Klinikstandorten in Ergänzung der ambulanten Versorgung. Im Kerngebiet des Strukturwandels muss die medizinische Versorgung nachhaltig gestaltet werden, um neben der Infrastruktur von Kindergärten und Schulen, auch bei diesem Thema den Zuzug in den ländlichen Raum attraktiv zu gestalten.

Dr. Heckemann sicherte die Unterstützung bei dem weiteren Aufbau der ambulanten Pädiatrie am Krankenhausstandort Weißwasser zu. Die Spitzenvertreter der Krankenkassen und Verbände betonten die kooperative Zusammenarbeit in den Modellprojekten mit der Landkreisverwaltung zum Gesundbleiben und Gesundwerden. Auch der Vertreter des Stadtrates Weißwasser erneuerte das Anliegen – die Bevölkerung in den Veränderungsprozessen weiterhin einzubinden. Nur dadurch kann eine Verständniskultur für notwendige Veränderungen erreicht werden.

Im Anschluss an das Arbeitsgespräch übergab die Sächsische Sozialministerin die Urkunde zum Akademischen Lehrkrankenhaus der Universität Dresden. Forschung und Lehre wird für Medizinerinnen und Mediziner damit auch im ländlichen Raum möglich. Zudem kann das der Beginn einer veränderten Nachwuchsgewinnung für Arzte und Pflegekräfte sein.

Alle Teilnehmer des gestrigen Treffens betonten schließlich, dass die im Januar 2022 gezeichnete Absichtserklärung zwischen dem Sächsischen Sozialministerium, den Krankenkassen und deren Verbände, dem Landkreis Görlitz sowie dem Klinikstandort in Weißwasser weiterhin eine aktive Umsetzung erfahren wird, denn die Gesundheitswirtschaft braucht neue, veränderte Ansätze der Organisation und Finanzierung. Der Landkreis Görlitz befindet sich hierbei in einer Vorreiterrolle.

 


Gruppenfoto vor dem Kreiskrankenhaus Weißwasser1
Gruppenfoto vor dem Kreiskrankenhaus Weißwasser im Anschluss an ein Arbeitsgespräch zur Zukunft der medizinischen Versorgung im ländichen Raum.
 

Übergabe Akademische Lehreinrichtung
Forschung und Lehre wird nun auch am Kreiskrankenhaus Weißwasser möglich. Übergeben wurde eine Urkunde zum Akademischen Lehrkrankenhaus der Universität Dresden.