Schlesische Mohnkliessel
Bei uns in Niederschlesien hat das Weihnachtsfest eine besonders heimliche und familiäre Tradition. So darf erst nach dem Totensonntag weihnachtlicher Schmuck die Zimmer zieren. Früher zogen die jungen Burschen als Knecht Ruprecht verkleidet durch das Dorf. Sie klopften an' s Fenster, um so den Kindern das Warten auf das Weihnachtsfest zu verkürzen und manchen auch zu Gehorsam zu verhelfen. Ist das Weihnachtsfest heran und das Christkind kommt, spielt das gute Essen natürlich auch eine wichtige Rolle. So gehören die Schlesischen Mohnklöße bei uns unbedingt dazu. Passend zu diesem traditionellen Gericht fällt mir ein Gedicht ein:
Das Jahr neigt sich dem Ende, keine Blume die mehr blüht.
Über Wald und über Heide, ein weißer Schleier zieht.
Weihnachten in Niederschlesien, Weihnachten bei uns Daheim.
Weihnachten in der Heimat, was kann schöner sein?
Die Erde ist gefroren, die Teiche abgefischt
Im Ofen knisterts leise, viel Holz ward aufgeschicht.
Knecht Ruprecht klopft ans Fenster und Kinderaugen schaun.
Die Mutter in der Küche und Vater fällt den Baum.
Die Mohnklöße und Bratwurst, das Rot- und Sauerkraut,
der Duft von Gänsebraten und Karpfen liegt im Raum.
Und alle Häuser strahlen, im hellen Lichterschein.
Der Stern von Herrnhut kündet, der Heiland zieht nun ein.
Dieses historische Rezept für die Mohnklöße habe ich gefunden: Man nehme Mohn, den man zweimal brüht, um ihn vom Staub zu säubern und um den Mohn die nötige Weichheit zu verschaffen (= dieser Vorgang ist gleichzusetzen mit dem Reinigen der Seele). Anschließend gibt man den Mohn in den Mohnreibenapf, wo er mit der Holzkeule in kreisender Bewegung gerieben wird, bis eine weiße Masse entsteht(= der Ablauf des Lebens - Anfang und Ende-). Danach werden Semmeln geschnitten und in eine Tonschüssel gegeben. Darauf kommt der geriebene Mohn, Honig oder Zucker und zum Schluss wird alles mit kochender Milch übergossen. Nun wird alles gut verrührt und kalt gestellt. Gegessen werden die Mohnkliessel zum ersten Mal nach der Einbescherung, so um Mitternacht am Heiligen Abend, zum zweiten Mal Silvester und zum dritten Mal am Abend der Heiligen Drei Könige. Die Mohnkliessel sollen Glück bringen - das ganze Jahr - so wie die 12 Nächte.
Günter Meißner ist Töpfermeister. In Trebus betreibt er seine Werkstatt und einen Verkaufsladen. Als "Singender Töpfermeister" ist er auf vielen Töpfermärkten anzutreffen.
Günter Meissner ist Töpfermeister - hier in seiner Werkstatt in Trebus. (Quelle: Günter Meißner)
Die Zutaten der "Schlesischen Mohnkliessel" sind Mohn, Honig oder Zucker und heiße Milch sowie Semmeln. (Quelle: Günter Meißner)