Neue Stadtklimasimulation unterstützt Städte bei der Klimaanpassung
Die Klimaveränderung hin zu höheren Temperaturen ist zumindest für die kommenden 100 Jahre unumkehrbar. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) unterstützt deshalb ab sofort die rund 2 000 kleinen und mittelgroßen Städte in Deutschland mit Stadtklimasimulationen zur effizienten Anpassung an den Klimawandel.
Die Bilanz 2014 des DWD unterstreiche die Dringlichkeit, sich auf den Klimawandel einzustellen. Sowohl weltweit betrachtet als auch hierzulande war 2014 das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. In Deutschland erreichte die Jahresmitteltemperatur 2014 mit 10,3 °C einen Rekordwert und war gleich 0,4 Grad wärmer als die bislang wärmsten Jahre - ein seltener Sprung in den Ranglisten des DWD. Auch eine neue Klimastatistik, bei der andauernd warme Perioden von mindestens 12 Monaten Andauer herausgefiltert wurden, zeigt eine deutliche Häufung seit dem Jahr 2000.
"Städte als Lebensraum sind besonders verwundbar gegenüber den Folgen des Klimawandels, da sie zum Beispiel in Deutschland Lebens- und Arbeitsmittelpunkt für mehr als 70 Prozent der Bevölkerung sind. Es geht deshalb darum, Schäden für die Bevölkerung und Infrastruktur durch den Klimawandel zu reduzieren oder zugespitzt formuliert: Leben zu retten.“ Das erklärt Dr. Paul Becker, Vizepräsident des Deutschen Wetterdienstes, bei der jährlichen Klima-Pressekonferenz des DWD in Berlin. Das neue kostenlose Online-Angebot des nationalen Wetterdienstes kann von Stadtplanern, Kommunalpolitikern aber auch interessierten Bürgerinnen und Bürgern im Internet unter www.dwd.de/inkas genutzt werden
Die Stellschrauben, mit denen die Klimaanpassung in der Stadtentwicklung erfolgreich umgesetzt werden kann, seien seit Langem bekannt. Dazu gehörten der Erhalt und Ausbau von Grün- und Wasserflächen, die Begrünung von Fassaden und Dächern und die Verwendung klimagerechter Baumaterialien. Wie sich das Drehen an den Schrauben auswirke und welchen Einfluss Bauvorhaben auf das Stadtklima haben, könne mit Klimamodellen gut simuliert werden. Becker: „Das Problem ist aber, dass vor allem die Mittel- und Kleinstädte kaum über die notwendigen Klimauntersuchungen und Experten vor Ort verfügen. Hier wollen wir mit der Stadtklimasimulation INKAS Hilfe zur Selbsthilfe leisten.“ Die Datenbasis bilden derzeit mehr als tausend Stadtklimasimulationen des DWD für modellhafte Städte und Stadtquartiere. Die Simulation wird Schritt für Schritt zu einem umfassenden Beratungsinstrument ausgebaut.
Mit INKAS könnten für typische Bebauungsstrukturen wie Blockbebauung, eine mittelalterliche Altstadt oder eine Reihenhaussiedlung die Auswirkungen unterschiedlicher städtebaulicher Maßnahmen in wenigen Schritten analysiert und verglichen werden. Becker: „Unter dem Strich stellt INKAS dann dar, wie sich die Überwärmung in der Stadt mindern lässt. Wir wollen damit die Planer befähigen, die für ihre Stadt sinnvollsten Klimaanpassungsmaßnahmen zu identifizieren und zum Beispiel mit einer Kosten-Nutzen-Analyse zu verknüpfen.“
DWD-Vizepräsident Dr. Paul Becker erläutert die neuen Stadtklimasimulationen zur effizienten Anpassung an den Klimawandel auch in einem Videobeitrag.
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